So Frau Hendricks und Herr Gabriel: Seien Sie auch zu Hause "hochambitioniert"

Umweltministerin Hendricks mit Tränen in den Augen und immer wieder die Rede von einem historischen Tag. So geht am Samstag, 12.12.2015 in Paris die Weltklimakonferenz mit einem verbindlichen Vertrag zu Ende. Verbunden mit der Hoffnung, dass nun erstmals alle Nationen den von Menschen gemachten Klimawandel anerkennen und auch Ihren Beitrag zu dessen Bekämpfung zu leisten.


Einer guter Tag für die Erneuerbaren Energien.

Deutschland hat sich in Paris in einer Gruppe der "hochambitionierten" hervorgetan. Geschmückt mit einem Schmuckstück aus Kokosblättern von den vom Untergang bedrohten Marshallinseln zog die Umweltministerin in die Halle zum finalen Plenum ein. Tolle Bilder, sicher ein gutes Ergebnis - aber nun geht die Arbeit in Deutschland weiter. Und da ist nix mehr von "hochambitioniert" zu sehen.

Im Gegenteil:

Mit dem überarbeiteten Eckpunktepapier zur EEG Novelle hat die Bundesregierung eine ziemliche Bankrotterklärung abgegeben. Da ist Nix von ambitioniert, stattdessen würde die Umsetzung des Papiers den Ausbau der Erneuerbaren massiv bremsen. Je nach Rechnung würde die jährlich gesamt neu installierte Leistung um 80 Prozent sinken. Windkraftanlagen sollen darin mit nur wenig Volumen ausgeschrieben werden, bei Photovoltaik soll die Ausschreibung inklusive der Dächer ab ein Megawattpeak nur noch 500 Megawattpeak pro Jahr betragen. Die Auswirkungen wären für die Windkraft dramatisch. Für die ohnehin schon weitestgehend ausgebrannte Photovoltaikbranche wäre ein weiterer Schlag in den Nacken.

Und all das vor dem Hintergrund, dass Wind&Solarenergie historisch billig geworden sind und klassiche Energieunternehmen wie EON ihre Zukunft komplett an die Erneuerbaren knüpfen.

Mit den dumpfen, einfachen Begründunge wie "Netzausbau geht nicht schnell genug"; "Kosten"; "wir verlieren die Kontrolle“ (das ist für Politiker eben der Horror wenn die Bürger die Kontrolle übernehmen) und "das Ziel für 2025 sind eben 45 Prozent Strom im Netz maximal".

Einfach gesagt: Das Geschwätz von den Hochambitionierten ist in Deutschland einen (fossilen) Dreck wert. Und das sollten auch alle die , die an der Gestaltung der Energiewende arbeiten, ab sofort auch jedesmal sagen, wenn die Bremser aus Union und SPD beziehungsweise deren beinahe abgewählter Wirtschaftsminister oder dessen grüner Staatssekretär einmal wieder ihre Bremsen treten.

Es ist wirklich an Dreistigkeit kaum zu überbieten:

International groß tun und das hier bereits Erreichte massiv gefährden. Zeit für die progressiven Kräfte in der gesamten Energiewirtschaft außerhalb der alten Schützengräben der Verbände hier klare Worte zu sprechen und hochambitioniert einzufordern.

Und zwar in allen Sektoren - also Wärme, Mobilität und Strom- gemeinsam, denn die Grenzen werden verschwinden. Strom wird an Bedeutung gewinnen und so ist das Ganze neben dem Klimaschutz auch noch ein Gewinnerthema für alle im Strommarkt Tätigen (außer den Kohlekraftwerken): Wir werden in den kommenden Jahrzehnten massiv mehr Strom verbrauchen als heute, denn sonst wird es nichts mit Wärme aus Strom, Mobilität aus Strom.

Ob das wohl weitere Ängste in den Ministerien auslöst? Lasst uns doch einfach machen - wir sind nach all den Jahren hochambitioniert und leistungsstark. Der Mut zur Veränderung kommt gratis hinzu.

Also liebe Bundesregierung:

Nach Paris ist Berlin - hochambitioniert.